Meine 71jährige Reisebegleitung liegt in Goa am Strand und liest auf ihrem Kindle Bücher. Sie ist schwer begeistert von diesem Gerät. Es spart ihr eine Menge Zuschlag beim Übergepäck. Noch schwerer begeistert ist sie von ihrer Lektüre, dem Weltbestseller "50 Shades Of Grey". Die Dialoge seien herrlich erfrischend und frech. Und wenn sie noch jünger wäre, ja dann hätte sie sich wohl auch mal mit der Reitgerte bespielen lassen.
Nun ja, als überaus erfolgreiche Journalistin, die sich in wilden Zeiten mit progressiven mit progressiven Persönlichkeiten wie Ulrike Meinhof und Simone De Beauvoir journalistisch konfrontiert sah und einstmalige Geliebte und Maitresse von maskulinen Schwergewichten wie Gauweiler und Karasek, bin ich bei ihr mittlerweile Überraschungen gewohnt. Als zuletzt gewachsener Feminist und immer schon gewesener Gentleman (ok, gewagt, kann man eigentlich Feminist und Gentleman zugleich sein? Läuft das vielleicht doch Hand in Hand?) erfreue ich mich täglich an dem sich bietenden Konfliktpotential, das wir in diesen Wochen der Kraftschöpfung, bei Kingfisher und Chicken Tikka am Strand des indischen Ozeans sitzend, allabendlich heraufbeschwören. Selten auflösend. Immer befruchtend.
Natürlich blieb die Frage nach meinem Kenntnisstand der Sache nicht aus, denn sie ist der festen Überzeugung, dass auch ich etwas vom Crackhuren-Kind und dominanten Super-Charmeur Mister Grey lernen könne. Ich möchte das nicht bezweifeln, aber da geht es wohl eher um das 'wie nicht'. Doch sie hatte mich aus der Reserve gelockt und ich berichtete ihr schließlich, wie mich anlässlich der Themenvorbereitung zur aktuellen Ausgabe vom Blank Magazin die Fotografin und Fesslerin Monika Finicky davon überzeugen konnte, eine Foto-Bondage-Session mitzumachen bzw. eine Bondage-Session bei der dann auch Fotos gemacht werden.
Als ich ihr dann die Bilder zeigte und mich ausladend in weiteren Details verlor, konnte ich es in ihren Augen flackern sehen.
