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Samstag, 21. November 2015

Letzte Runde, aber kritisch!


Irgendwie lernt eins sich kennen. Der eine macht das. Der andere macht das. Der eine fragt "Kennst du den?". Der andere sagt "Ja" und dann "Kennst du den?". Der andere sagt "Ja" und fragt: "Willst du mal als Gast in meine Talkshow kommen?" und ich frage: "Eine Talkshow machst du auch?".

So eine Begebenheit ist natürlich auch der Stadt und dem Umgang geschuldet. In diesem Fall allerdings wurde es konkret. Und natürlich liebe ich Talkshows. Wem geht das nicht so? Aber kritisch. Nicht so wie Richard David Precht das macht. Ich rede auch gerne und gerne viel, versuche es natürlich in Diskurs und konstruktiver Kommunikation auszuleben, aber das gelingt nur zuweilen und bedingt. Der innere Eremit sucht Ausgleich in der Aussenwelt. war schon immer so. Irgendwie. Und so fanden wir uns ein um zu reden, dem Konzept der Sendung geschuldet auch um zu trinken. Eine Menge. So viel, wie eins es eben in einer Stunde packt. Also nicht wenig.

Doch Themen, Haltungen und Aussagen sind keineswegs dem Alkohol geschuldet, sondern waren einfach da, warum zum Beispiel Nazis das mit dem Volk, dem Blut und dem Boden nicht ganz verstanden haben, warum es Kunst ist, was Scheitern genau sein soll, was es mit Nacktyoga für Dicke auf sich hat, warum Christopher Lauer eine Nulpe und ein One-Trick-Wonder und Till Lindemann noch nicht durch mit seiner Mutter ist. Also wesentlich unwesentliches und wichtig unwichtiges.

Aber es gab auch Lerneffekt: Bei direkter Beleuchtung, im Sinne von hochwattiger Bestrahlung über einen längeren Zeitraum, empfehle ich bei alkoholgeschwängerten Bildaufzeichnungen ein dunkles Hemd zu tragen. Und es gab Einsichten: Irgendwo wäre jetzt hier vielleicht der Moment, an dem sich jemand bei jemanden entschuldigen sollte, bei jemanden, der unserer kurzen Fahrt durch Kreuzberg das Fehlen seines Aussenspiegels zu verdanken hat ("Hält er an? Hält er an?", "Nein er fährt weiter"). Doch ich war a) nur Beifahrer und b) wirklich nur sehr widerwillig zugestiegen. Doch mahnend mitzufahren schien mir die generöseste, logischste, verantwortungsvollste und selbstverständlich betrunkenste Option, also stieg ich, immerhin in einen Mercedes-Benz. Zusammen mit dem Alkohol, die einzigen Dinge, die mir ein Gefühl von Sicherheit vermitteln konnten. Alles andere war einfach nur besoffen. So wie der ganze Tag.



Und hier alle vier Teile

Montag, 27. Oktober 2014

Liebe, jetzt! - Über eine Zukunft des Lesens als diskursiver Prozess (unter optional Gleichgesinnten) und das "social book"



Ich komme nicht weg vom Buch. Von Text. Von der Möglichkeit der Beschreibung, Hinführung, Erlösung. Es ist mir ein inneres Bedürfnis. Ein Anliegen. Das Buch als Format erscheint mir als unverzichtbares Kulturgut. Dabei bin ich kein bibliophiler Hardliner, der Format und Medium über Inhalt und Anspruch stellt. Mir geht es tatsächlich um das Transportieren von Text und das Synchronisieren von Geschichten, Wissen und Diskurs in die Gegenwart, als Vermittlungs- und Diskursgrundlage für die Zukunft. Aus diesem Grund gefällt mir die Idee des "social book", also die E-Book-Variante, die es Autoren und Lesern möglich macht, das Buch als Teil ihrer digitalen Kommunikationswelt zu nutzen. Sobooks macht das möglich. Und noch vieles mehr. Aber dazu mehr in den nächsten Wochen, an dieser und anderen Stellen.

Ein das Medium zärtlich-streichelnder Anfang meinerseits ist die Anthologie "Liebe, Jetzt!", meine erste Arbeit als Herausgeber und Content Director für Sobooks. Die Reinheit von Liebe als Auftakt einer digitalen Buchreihe hatte von Anfang an seinen Reiz. Weitere Anthologien sind in Planung, u.a. "Reise, Reise!" (11/2014) und "Die Stadt und ich" (12/2014). Darüber hinaus geht es darum einen Katalog und ein Verlagsprogramm zu erstellen und sich dem Medium des "social book" mit all seinen Möglichkeiten zu nähern, den Austausch unter Lesern und den Austausch von Leser und Autor zu intensivieren, bestenfalls auf eine neue Ebene zu hieven. 

Das erste politisch-biografische und zeitgeistnahe Sobook ist übrigens das der Herren Lauer und Lobo über den Aufstieg, bzw. das Wachsen und den Niedergang, bzw. Abstieg einer Partei in die überprovinzielle Belanglosigkeit. Eine Partei, die mit ihrer rückständigen Sozialkompetenz und dem konsequenten Unterbewerten individueller Gesinnungsverirrungen den Phänomenen 'Macht' und 'Narzissmus' nicht gewachsen war und jetzt dem pragmatischen Hobbyismus vorbehalten bleibt. Insofern ist dieses Buch zweier medial präsenter Herren einer sonst eher unter sich bleibenden Netzgemeinde der richtige Auftakt zu neuen digital-diskursiven Chancen, die uns das "social book" eröffnet.

Die Anthologie "Liebe, Jetzt!", das Buch von Christopher Lauer und Sascha Lobo und das gesamte Sobooks-Universum findest du hier.