Posts mit dem Label Indien werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Indien werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Dienstag, 12. März 2013

Aus und Echo im Lot




Unbemerkt ins flache Wasser geschlichen, ein Jungtier,
schraubt sich durch die brechende Welle in den Himmel
und bleibt dort kurz stehen, dann überschlägt es sich, fällt
mit platschender Eleganz und Eindringlichkeit zurück ins
Meer, noch ein paar Runden für die Galerie, der Rest der
Klasse gleitet im nahen Handlungsrahmen durch das offene
Meer, der salinenschwere indische Ozean, ein Postkarten

Motiv, der Neil Young-Verschnitt, stimmlich kurz vor der
Einäscherung, reicht noch für ein glockenklares Halleluja, ja,
die Kräfte schwinden, die Gleichgültigkeit bleibt, er singt
von Leben, Liebe und Tod, der Rikshafahrer benötigt zwei
Minuten um in seine Flip Flops zu kommen, seine Frau
schimpft und stützt ihn, es gibt Momente im Leben, da
muss man nicht nachdenken und steigt einfach aus und ein

neuer Versuch von Freiheit und Verantwortung für das große
Ganze, Leben in der Pastatur, abgeblendet das Fernlicht, aus
geblendet Hintergrundepitheta, Pulitzerpreis gekrönt, Welten
Bummler Clive bewegt sich unkonform zur Musik, die Arme
weg gestreckt vom Körper, die Zeigefinger rhythmisch in den
Himmel stoßend, sechzig Jahre Tanzerfahrung und kein
bisschen weise, wir dilletieren uns alle gemeinsam durch

die Nacht, den Tag, immer wenn bei Sunset am Strand die
Inder in Unterhosen Cricket spielen, kriege ich nachts keinen
hoch, es gibt sie, die größeren Zusammenhänge, das große
Ganze, es durchdringt mich wabernd, die Liebe erfasst mich
mit der Flut der Impressionen, Chetan und sein Chevrolet, das
neue Indien, sie rammt ihn in die Seite, sie lachen, nach dem
Wochenende sie wieder Dentist, er wieder im Office, irgend

wann setzt es aus, wird alles Sand, wird alles weich, wird
alles Klischee, wir bewegen uns leicht neben dem Beat, es
gibt Cola mit Old Munk und die Mädchen tanzen wie Hippies,
es laufen die Charts oder Trance, Mark meint es fühlt sich so ein
bisschen an wie Urlaub, aber mit Urlaub hat das hier schon
lange nichts mehr zu tun, dann schwenkt die Kamera ins Aus
und es wird dunkel im Irrgarten der Botenstoffe, ein letztes Mal,
das Gefühl noch nie zuvor hier gewesen zu sein, lachhaft.



Montag, 18. Februar 2013

Vergessen



Vergessen, die digitale Pseudocourage, vergessen
die Übergriffe von vermeintlicher Meinungsführerschaft,
vergessen, Netzgemeinde, Pfarrer Dingsbums und
seine Schar besoffener Messdiener, vergessen, der
Druck, Drang, vergessen, Pastrami, oh weh, Fleisch
kann Mode werden, vergessen, Kaffeenazis, forget
about it, ich meinte Cafénazis, vergessen Dönerbude,
verehrt, vergöttert, vergessen, Polyamorie, die Macht
der Schmächtigen, vergessen, die prächtig Gedeihenden,
vergessen zu essen, vergessen, dystopischer Dünkel
und den Arsch mit Ohren, neu zugezogen, vergessen,
um den Hals baumelnde Nostalgie, vergessen zu flauschen,
vergessen das Hirn umzutauschen, vergessen frei und wild,
die Notwendigkeit für ein Passwort, vergessen, das
Passwort vergessen, oh je, die Liebe vergessen, vermissen,
das Messen miteinander, maskulin, vergessen, Schwanz
vergessen, Pussy vergessen, Riot vergessen, vergessen
zu erzählen, Märchenwesen, vergessen, Machtkalkül,
vergessen, du meine Güte, Mutter anrufen, die Steuer,
vergessen, Ausreden, vergessen einzureden, vergessen,
die Sommersprossen, vergessen funktioniert nicht.

Donnerstag, 14. Februar 2013

Die Verschiedenheit der Dinge




Eine alte Frau sitzt auf einem Klappstuhl
am Strand, die eingehende Flut fängt an
ihre Füße mit Wasser zu umspülen, daneben
treiben eine Flasche und eine Folie, vormals
Tüte, aus Plastik und Orangenschalen, sie
lächelt mich an, von digitaler Nähe bei
räumlicher Trennung hat sie keine Ahnung,
schätze ich mal, ihr Blick ist sanftmütig
wie der Wasserbüffel, den zwei Jungs im
Hintergrund waghalsig in die kleinen, sich nah
am Strand brechenden Wellen führen, bereit
willig scheint das Koloss die Prozedur zu
genießen, dahinter die Sonne, rot und rund
und dem Untergang geweiht, als ich an dich
denken muss, wie sehr deine Abwesenheit
schmerzt, die Distanz kaum zu überbrücken,
das Unvermögen die Verschiedenheit der Dinge
zu synchronisieren, wie sehr ich dein Lachen
vermisse, ich drehe mich um, die alte Frau
lächelt mir hinterher, ihr witwenweißer Sari
spielt mit dem Wind, 'ich habs gut' denke ich,
ich habe dich.



Für TB zum Valentinstag