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Montag, 28. Juli 2014

Solanum Sommer 2014 (Arbeitsskizze)



Klink dich ganz schnell ein und
schnell wieder raus, immer im Infight

körpernah Vollkontakt, ein feucht
verdichteter Raum phonisch entkernt

taktvoll mit Bewegung und Hoffnung
klick oder fick mich, mit der Hand

unter das V-Neck-Shirt oder direkt
in den Schritt, dazu ein Lächeln, ihr

Top ist verrutscht, egal, der Dandy
hat dienstags die Haare schwarz und

mittwochs blond und samstags teilen
wir uns einen Plattenschrank, zurück

in den Nightlifenukleus, ich berühre den
Berliner Buddha in königlicher Größe

für ein klein bisschen Glück in der
Liebe, in dieser dunklen Zeit, hitzefrei

zurück an den Schultresen und eine
Runde Stolichnaya pur hier und da mit

taurinversetzter Zuckersuppe, ich
bete es mir seit Jahren vor, ich falle

nicht, ich lege mich nur hin, aber doch
Wankelmut wiegt ab fälschlich und dann

ist mir klar geworden, wir haben uns
letztes Jahr im Sommer am Mittelmeer

gelassen und ich habe keine Ahnung
warum, jetzt wächst auf dem Balkon

ein kleiner Lavendelstrauch, ich beobachte
die Verholzung und denke mir eines Tages

Baby, werden wir still an die Geschichten
denken, die wir nicht erlebt haben und

laut über das lachen, was uns kollektiv
als Kollateralschäden erhalten blieb

und die Sonne wird weder im Herz noch
aus dem Arsch scheinen, sondern einfach

nur über uns stehen und sich an uns
erinnern oder eben halt nicht, wer weiß.



Donnerstag, 14. Februar 2013

Die Verschiedenheit der Dinge




Eine alte Frau sitzt auf einem Klappstuhl
am Strand, die eingehende Flut fängt an
ihre Füße mit Wasser zu umspülen, daneben
treiben eine Flasche und eine Folie, vormals
Tüte, aus Plastik und Orangenschalen, sie
lächelt mich an, von digitaler Nähe bei
räumlicher Trennung hat sie keine Ahnung,
schätze ich mal, ihr Blick ist sanftmütig
wie der Wasserbüffel, den zwei Jungs im
Hintergrund waghalsig in die kleinen, sich nah
am Strand brechenden Wellen führen, bereit
willig scheint das Koloss die Prozedur zu
genießen, dahinter die Sonne, rot und rund
und dem Untergang geweiht, als ich an dich
denken muss, wie sehr deine Abwesenheit
schmerzt, die Distanz kaum zu überbrücken,
das Unvermögen die Verschiedenheit der Dinge
zu synchronisieren, wie sehr ich dein Lachen
vermisse, ich drehe mich um, die alte Frau
lächelt mir hinterher, ihr witwenweißer Sari
spielt mit dem Wind, 'ich habs gut' denke ich,
ich habe dich.



Für TB zum Valentinstag